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Der Stimmungsmacher Farbe

(28.8.2002) Ob traditionelle oder neue Maltechniken - Farben entfalten erst im Zusammenspiel mit anderen ihre Wirkung. Wüstenrot gibt einige Tips und weist auf Zusammenhänge hin, die beachtet werden sollten, damit eine positive Stimmung entstehen kann.

Dabei spielt es keine große Rolle, ob Farbeffekte der Hausfassade eine persönliche Note verleihen oder ob sie im Hausinnern Wände, Decken oder Böden den besonderen Pfiff geben sollen. Wer als Hausbesitzer Wert auf ein "stimmiges Farbkonzept" legt, wird ohne Fachhandwerker nicht auskommen. Denn wenn eine Fassadenendbehandlung mit dem Farbton der Fensterläden oder dem der Markisen nicht harmoniert, bleibt Stückwerk, was oft mit viel Geld geschaffen wurde.

Im Außenbereich: Geschmack, Geldbeutel und Lernbereitschaft der Baufamilie bestimmen in aller Regel, welches Material und welche Farbe die Fassade prägen sollen. Am weitesten verbreitet ist immer noch ein Witterungsschutz aus dem fast unendlichen Putzsortiment. Die Kunstharz- oder mineralischen Putze machen durch ihre vielfältige Farb- und Strukturpalette die Wahl zur Qual.
Mit Holzbrettern oder kleinformatigen Platten aus Faserzement beschafft sich der Hausbesitzer das wohl preisgünstigste Aussehen; es kann auch farblich betont werden. Holzschindeln, Schiefer, Kunststoffprofile oder Metall sind weitere gängige Werkstoffe, die Hauswände zieren. Mit den unterschiedlichen Qualitäten von farblich dezent angelegten Klinkerriemchen - das sind klinkerähnliche Flachverblender aus keramischem Material - wird die Auswahl an Endbeschichtungen zwar größer, aber auch der Überblick noch mehr erschwert. Traditionell finden die Riemchen hauptsächlich in Norddeutschland Verwendung.

Im Innenbereich: Den engsten Kontakt zur farbigen Umgebung bekommt der Bewohner im Hausinnern. Alle Schattierungen und Zwischentöne gehen zwar auf die Grundfarben Rot, Gelb und Blau zurück, aber damit beginnt das eigentliche Farbspiel erst. Eine Farbe steht so gut wie nie für sich allein. Sie kann durch ähnliche Farben in ihrer Ausdruckskraft gesteigert, gemildert oder ergänzt werden. Farben überstrahlen einander. Menschen, die Farbkontraste bevorzugen, sollten Komplementärfarben so einsetzen, dass diese nicht miteinander konkurrieren. Das kann in der Weise geschehen, dass eine der beiden Farbstimmungen eine dominierende Rolle übernimmt, während die andere, etwa als Akzent, nur in kleinen Flächen Verwendung findet. Dadurch lassen sich Heimtextilien, Möbel oder Solitärstücke besonders eindrucksvoll betonen.
Nicht ganz den Effekt erreichen Farbtöne, die im Spektrum nebeneinander zugeordnet sind, zum Beispiel Rot-Orange oder Rot-Violett-Blau. Weit verbreitet sind die immer harmonischen Ton-in-Ton-Gestaltungen, bei denen der gewählte Grundton in unterschiedlichen Stufen jeweils aufgehellt oder verdunkelt ist. Bei der Wahl der Farben lassen sich sehr fein nuancierte Harmonien verwirklichen. Das menschliche Sehvermögen registriert im Normalfall auch kleinste Farbtonunterschiede. Ein gesundes Sehvermögen kann bis zu zehn Millionen Farbtöne unterscheiden.

Farben und ihre Folgen...: "Biologisch" oder "ökologisch" - zum Beispiel ohne chemische Lösungsmittel - sind Forderungen der Bauherrschaft auch an die Farben von heute. Der Markt kann diesem Wunsch jederzeit entsprechen. Wand- und Deckenfarben aus Kunststoffdispersionen, ebenfalls ohne Binde- und Lösungsmittel, sind nach wie vor sehr gefragt. Als Bindemittel für die Farbpigmente kommen Alkydharze oder Latex zum Einsatz. Als Lösungsmittel wird überwiegend Wasser verwendet. Doch Vorsicht ist geboten. Selbst manche mit dem "Blauen Engel" ausgezeichnete "umweltfreundliche" Acryl- und Wasserlacke sind nicht unbedenklich. Kaum jemand weiß, dass manchen dieser Produkte Glykolverbindungen als Lösemittel zugesetzt sein können. Einige Glykole stehen aber, einer Information des Wissenschaftsladens Bonn zufolge, im Verdacht, innere Organe zu schädigen.

Unliebsamer Nebel: Eine offensichtliche, unangenehme Erscheinung nervt zunehmend Hausbewohner. Nach wenigen Wochen kann sich auf Decken und Wänden, aber auch auf Gardinen, Heizkörpern und Kunststoffteilen wie Fensterrahmen oder Steckdosen eine schwarz-graue rußige Schicht gebildet haben. Dieses Phänomen tritt verstärkt seit Mitte der 90er Jahre auf und wird von Experten als "Nebeleffekt" ("Fogging-Effekt") oder "Geheimnisvoller Staub" identifiziert. Nach heutigen Erkenntnissen sind bauliche Gegebenheiten, etwa Wärmebrücken, hohe Luftfeuchtigkeit oder die Elektrostatik der Luft, und das Emittieren von schwerflüchtigen organischen Verbindungen für diesen Effekt verantwortlich. "Weichmacher" (auch "Hochsieder" genannt) sind in vielen Produkten vorhanden: in Farben, Lacken, Vinyltapeten, Teppichklebern, Teppichen (insbesondere solche mit Schaumrücken), Laminaten, Isolierschäumen.
Zwar fehlt bis heute ein vollständiger Beweis für den Einfluss der Weichmacher, Erkenntnisse aus der Automobilindustrie sprechen aber dafür. Hier sorgten aus Kunststoff freigesetzte Weichmacher dafür, dass sich regelmäßig ein schmieriger, öliger Film an der Windschutzscheibe bildete. Die Autobauer normierten den Einsatz von Weichmachern, seitdem taucht der Effekt wesentlich seltener auf.
Wüstenrot empfiehlt, keine weichmacherhaltigen Farben, Putze, Kleber, Grundierungen zu verwenden. Welche Bestandteile eine Beschichtung enthält, steht auf jedem Gebinde.

Trend! Pastell - zart und hell: Wann ist eine Farbe eine Trendfarbe? Die Antwort kann man getrost den Gestaltern überlassen, denn auf die hören offenbar alle. Der Leiter des Farbstudios eines führenden Herstellers verriet, dass in Innenräumen helle, zarte Farben voll im Trend liegen. Das Spektrum umfasse gebrochene Weißtöne, elegante pastellige Violett- und Blautöne sowie warme verhüllte Farben, etwa Gelb, Beige oder Ocker. Auch seien Brauntöne stark im Kommen. Intensive Farbgebungen, die bisher "in" sind, blieben zwar im Trend, jedoch nicht mehr ganz so stark wie bisher. Ein Wandel zeichne sich ab. Tatsächlich haben sich inzwischen die peppigen Orange und Maigrün verabschiedet, hartnäckig halten sich jedoch Terracotta und Oliv. Der Farbgestalter schätzt, dass wieder das komplette Spektrum an Violett- und Pinktönen salonfähig wird.

Harmonie oder Kontrast? Wenn es um die Kombination von Farbtönen geht, weichen die Geschmäcker der Hausbesitzer oft stark voneinander ab. Ungeachtet dessen gibt es weitgehende Übereinstimmung, wie Farben empfunden werden:

  • Gelb: Wirkt strahlend und weitend, Töne dieser Farbe erzeugen ein heiteres Lebensgefühl, ohne den Raum zu verengen. Moduliert das einfallende Tageslicht "freundlich". Von einem gelben Wandton heben sich alle anderen Farbtöne in Textilien, Möbeln oder Bildern harmonisch ab.
  • Orange: Die Mischfarbe von Geld und Rot vermittelt Lebhaftigkeit und Bewegung. Die Tonintensität muss im richtigen Verhältnis zur Flächengröße stehen, da der Farbton von stimulierend leicht zu aufreizend tendieren kann. Da Gelbtöne beispielsweise eine heitere, sonnige Wirkung haben, eignen sie sich ebenso wie Weiß als Basiston der Gestaltung.
  • Rot: Signalisiert Selbstbewusstsein, kann je nach Intensität auf der Stimmungsskala von erwärmend bis bedrängend gehen. Pracht und Wärme entfaltet der Ton im Zusammenwirken mit Weiß und Gold.
  • Braun: Von dem Ton geht Erdhaftes aus. An den Wänden soll es den Möbeltönen untergeordnet werden. Ein Beitrag zur Abrundung der Wohnatmosphäre vor allem bei Gelb-Orange-Ocker-Tönen.
  • Grün: Da es an der Grenze von kalter und warmer Farbe liegt, kann es bei sensiblem Einsatz beruhigend wirken.
  • Blau: Als Farbe des Denkens ist der Ton ruhiger als Grün. In warm-hellen Räumen wird ein mittleres Blau die Lichtflut kühlen und die Stimmung frisch halten können.
  • Violett: Keine dominierende Rolle! In fein angewandten Akzenten eingesetzt, kann es zu einer harmonischen Verbindung zu anderen Tönen kommen.
  • Grau: Verhält sich nicht immer als die neutrale zur Nachbarfarbe. Es gilt, kühlen, komplementären Stimmungen vorzubeugen, die entstehen, wenn rotbraune Naturholztöne zu dicht ans Grau rücken. Bei einem warmen Neutralgrau hingegen erreicht man eine Ton-in-Ton-Anmutung.

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