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sternstadt: 10 Gebote "So wollen wir wohnen!"

(26.7.2002) Die Preise des mit 80.000 Euro dotierten Wohnlandschafts- und Städtebauwettbewerbs sternstadt wurden am Rande des 21. Architektur-Weltkongresses der Union Internationale des Architectes in Berlin vergeben. Beinahe einhundert Städte, Architekten und Planer hatten sich an dem vom stern und der Bausparkasse Schwäbisch Hall ausgelobten Wettbewerb beteiligt.

"Gerade die mit den Hauptpreisen bedachten Projekte lieferten Lösungen, die nicht nur zeitgemäß modern, sondern auch für den Durchschnittsverdiener erreichbar sind. Schließlich rangiert der Wunsch nach Wohneigentum bei der Mehrzahl der Deutschen an erster Stelle der Sparziele", betonte Schwäbisch Hall-Vorstandsvorsitzender Dr. Alexander Erdland. "Die Entwicklung vieler Städte und Stadtrandgemeinden hat zu einer tiefgreifenden Unzufriedenheit der Bewohner mit ihren Lebensverhältnissen und ihrem Wohnumfeld geführt", sagte stern-Chefredakteur Andreas Petzold. Der Wettbewerb habe gezeigt, dass weitreichende strukturelle Veränderungen und ganzheitliche Konzepte machbar sind, um intelligente Formen des Wohnen zu ermöglichen. Erdland sieht das Ziel städtebaulicher Entwicklung darin, breiten Schichten der Bevölkerung den Erwerb von Wohneigentum zu ermöglichen – "als ein Stück Lebensqualität und als ein wichtiger Baustein für die Altersvorsorge". Da Deutschland mit einer Quote von 42 Prozent am Tabellenende der europäischen Wohneigentumsliga stehe, gleichzeitig aber mehr als 80 Prozent der Bürger sich den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen wollen, müsse der Wohnungsbaupolitik wieder Priorität eingeräumt werden.

Um ein Bild von der aktuellen Wohnsituation der Deutschen, ihren Wohnwünschen- und Träumen zu erlangen, wurden die Leser des stern und des Kundenmagazins von Schwäbisch Hall im April vergangenen Jahres in einer Umfrage unter dem Motto "Wie wollen wir wohnen" um ihre Meinung gebeten. Mitunter verblüffende Ergebnisse lieferten die Antworten der 40.000 Teilnehmer. Viele wünschten sich ihr Haus oder ihre Wohnung "citynah" und ein Leben in "aktiven Nachbarschaften".

Basierend auf diesen Ergebnissen formulierten die Initiatoren "Zehn Gebote" als Anforderungen an die Wettbewerbsteilnehmer, Motto "So wollen wir wohnen!":

  • Erstes Gebot: "Wohnen mit Wir-Gefühl"
    Gemeinsame Verantwortung für Einrichtungen und Projekte, die Zusammengehörigkeit schaffen und Identität stiften.
     
  • Zweites Gebot: "Jobs gleich um die Ecke"
    Eine gelungene Stadtplanung ist zugleich eine nachhaltige ökonomische Entwicklung. Die Mehrzahl der sternstadt-Befragten wünscht eine Mischung von Wohnen und Arbeiten.
     
  • Drittes Gebot: "Hier muss was los sein"
    sternstadt als Erlebnisraum mit Ambiente und Möglichkeiten zu ungezwungenen Begegnungen. Gefordert sind Außenräume mit Atmosphäre.
     
  • Viertes Gebot: "Aus Alt mach Neu"
    Gerade zehn Prozent der sternstadt-Befragten sind mit der Architektur der eigenen Behausung wirklich zufrieden. Ein anspruchsvoll renovierter Altbau wird Neubauten vorgezogen.
     
  • Fünftes Gebot: "Rückbesinnung auf Tradition"
    Es gilt, vorhandene Qualitäten alter Bauten weiter zu entwickeln. Planer und Architekten müssen neue kulturelle Ambitionen schaffen - durch die Wiederentdeckung von Bewährtem und Gewachsenem auch in regionalen Traditionen.
     
  • Sechstes Gebot: "Leben lernen durch Architektur"
    Die Architektur muss endlich ihre soziale Verantwortung wahrnehmen. Sie muss kollektiv, ganzheitlich und vernetzt arbeiten.
     
  • Siebtes Gebot: "Energiebilanz vom Grundstein bis zum Schornstein"
    Mit intelligenter Modernisierung können energieverschwendende Häuser aus der Nachkriegszeit und Altbauten auf moderne Technik umgerüstet werden. Dies wird sogar vom Staat bezuschusst.
     
  • Achtes Gebot: "Wenig Lärm und Verkehr"
    Fast alle sternstadt-Befragten möchten autofrei wohnen. Doch häufig lässt die Struktur des öffentlichen Personennahverkehrs den Verzicht aufs Auto nicht zu. Intelligente Lösungen sind gefragt.
     
  • Neuntes Gebot: "Zügige Planung"
    Die öffentliche Hand lässt die ihr gegebenen Möglichkeiten noch zu oft ungenutzt. Gesucht sind mutige Planer, die das Potenzial ausschöpfen. Dafür sind persönliche Entscheidungsträger erforderlich, die den Dialog mit der Öffentlichkeit suchen.
     
  • Zehntes Gebot: "Wohnen im Web"
    Die Zukunft des mitdenkenden Hauses hat bereits begonnen: die Kommunikations-technologie verändert viele Lebensbereiche. Mit der Technisierung der Haushalte entstehen neue Wohnformen. Die Kreativität der Architekten steht damit vor bisher ungeahnten Herausforderungen.

sternstadt suchte Lösungen, die Leitprojekte für vitale, soziale Quartiere und Stadtteilzentren sind. "Die Städte selbst müssen daran arbeiten, nachfragegerechte Wohnungsangebote für alle Bevölkerungsgruppen im Eigentum und im Mietwohnungsbau zu schaffen. Gefährdete Wohnquartiere müssen stabilisiert und das Wohnumfeld muss verbessert werden", forderte der Beigeordnete für Stadtentwicklung, Bauen, Wohnen und Verkehr des Deutschen Städtetages, Folkert Kiepe, anlässlich der Preisverleihung. Ein hoher Anspruch, mit dem sich die Mehrzahl der Wettbewerbsteilnehmer – Städte, Planer und Architekten – engagiert auseinandersetzte. Die Teilnehmer zeigten, dass es viele Wege gibt, die zum Ziel führen – wenn der politische Wille dazu vorhanden ist. Doch daran mangelt es häufig noch. Nach Ansicht von Dietmar Eberle, Architekt und Vorsitzender der sternstadt-Jury sowie Professor an der Universität Zürich, können viele städtebauliche Initiativen nicht verwirklicht werden, weil die Kommunen die rechtlichen Mittel für ungewöhnliche Planungen viel zu oft ungenutzt ließen.

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