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Forschungsergebnis: Häuser aus Holz haben eine lange Lebensdauer

Forschungsergebnis: Häuser aus Holz haben eine lange Lebensdauer(17.5.2002) Private Bau­her­ren, die ihr Haus mit dem öko­lo­gi­schen Bau­stoff Holz er­rich­ten wollen, stoßen bei Bera­tern von Kre­dit- und Ver­si­che­rungs­insti­tuten immer wieder auf Skepsis: Holzhäuser seien nicht beständig, extrem pflegebedürftig, schlecht wiederverwertbar und hätten deshalb einen hohen Wertverlust und einen niedrigen Wiederverkaufswert. Dass solche Vorbehalte längst überholt sind, zeigt ein Forschungsvorhaben der Universität Leipzig, das sich mit der objektiven Verkehrswertermittlung von Holzgebäuden befasst. Das Ergebnis: In Sachen Lebensdauer und Wertbeständigkeit stehen moderne Holzhäuser konventionellen Bauten in nichts nach.

Das Forschungsvorhaben belegt, dass sich die Qualität des Holzbaus in den letzten 40 Jahren in allen Punkten, die für den Werterhalt einer Immobilie relevant sind, erheblich weiterentwickelt hat. Die Gesamtnutzungsdauer von Holzhäusern, die ab 1985 gebaut wurden, liegt bei 80 Jahren. Die technische Lebensdauer kann bei normaler Instandhaltung weit über 100 Jahre, wenn nicht gar mehrere 100 Jahre betragen. Damit zieht die Holzbauweise mit dem Massivbau gleich. "Im Hinblick auf die Beleihbarkeit, Wiederverwertbarkeit und Wertbeständigkeit gibt es also keine objektiven Gründe, ein Holzhaus schlechter einzustufen oder Bauherren in Fragen der Finanzierung zu benachteiligen", sagt Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter, an dessen Lehrstuhl die Forschungen durchgeführt wurden.

Doch die bisherige Beleihungs- und Bewertungspraxis sieht in vielen Fällen anders aus: Bei der Schätzung der Gesamt- und Restnutzungsdauer von Holzhäusern greifen viele Banken und Sachverständige auf Untersuchungen aus den 70er Jahren zurück. Die Folge: Selbst modernste Holzhäuser schneiden so pauschal um bis zu 25 Prozent schlechter ab - und das nur, weil die Bewertungsgrundlage nicht aktualisiert wurde. Objektive Kriterien zur Verkehrswertermittlung bleiben unberücksichtigt. Das jetzt vorliegende Forschungsvorhaben zeigt solche Kriterien auf und dokumentiert die beachtliche Entwicklung der Holzbauweise von 1965 bis heute. Dabei kommen Professor Winter und sein Forschungsteam zu folgenden Ergebnissen:

Qualität

Auftretende Lasten, Wetter, Temperaturschwankungen und Feuchte beanspruchen die einzelnen Bauteile eines Gebäudes und beeinflussen seine Haltbarkeit und Gesamtnutzungsdauer. Materialgüte, Bauausführung und schützende Maßnahmen, wie Wärme-, Feuchte-, aber auch Brand- und Schallschutz, spielen daher eine bedeutende Rolle. Wie das Forschungsvorhaben belegt, haben sich im Holzbau seit 1960 die Werkstoffqualitäten, industriellen Fertigungsmethoden, freiwillige Fremd- und Selbstüberwachung der Hersteller sowie die Regelungsdichte stetig verbessert. Nach 1985 erstellte Holzhäuser unterscheiden sich qualitativ nicht von konventionellen Gebäuden.

Wärmeschutz

Die Wärmeschutzverordnungen und die ab Frühjahr 2002 geltende Energieeinsparverordnung fordern von modernen Bauten hohe Dämmwerte, die Holzkonstruktionen mit modernen Dämmstandards leicht erreichen. Vollgedämmte Außenwandkonstruktionen - Standard seit Ende der 70er Jahre - gewährleisten den gesetzlich geforderten winterlichen Wärmeschutz. Bei ausreichenden Sonnenschutzmaßnahmen ist gleichzeitig der sommerliche Wärmeschutz in vollem Umfang erreichbar. Die fehlende Speichermasse wird durch einen guten Dämmstandard kompensiert. Seit 1985 liegen die U-Werte unter 0,35 W/(mK), heute üblich ist 0,20 W/m²K.

Feuchteschutz

Für die Haltbarkeit von Holzhäusern spielt der Feuchteschutz eine zentrale Rolle. Alle üblichen Fassadenausbildungen sowie Dachüberstände und Sockel an der Bauwerksbasis schützen die tragende Holzkonstruktion vor Bewitterung. Im Gebäudeinnern hat sich die Gefährdung durch Wasserdampfkondensation nach 1980 dank verbesserter Luftdichtheit kontinuierlich verringert. In modernen Holzhäusern liegt die Holzfeuchte deutlich unter dem kritischen Wert von 20 Prozent, im Durchschnitt bei 10 bis 14 Prozent.

Schallschutz

Dem Holzbau wird oft ein schlechter Schallschutz nachgesagt. Dieses Vorurteil ist unbegründet: Heute steht eine Vielzahl an konstruktiven Möglichkeiten zur Auswahl, um die verschiedenen Schallschutzanforderungen zu erfüllen. So sorgen beispielsweise Holzbalken- und Brettstapeldecken für ausreichenden Trittschallschutz.

Brandschutz

Das Baurecht kennt verschiedene Brandschutzklassen, die sich auf die Feuerwiderstandsdauer beziehen. So bedeutet zum Beispiel die Bezeichnung F 30, dass ein Bauteil 30 Minuten lang einem Brand standhalten muss. Die Brandschutzklassen gelten ausnahmslos für alle Bauweisen. Somit ist ein Holzbauwerk zumindest ebenso feuerwiderstandsfähig wie ein konventionelles Gebäude. Bei Zimmerbränden ist die erste halbe Stunde entscheidend, denn in dieser Zeit fangen die meisten Einrichtungs- und Ausstattungsgegenstände Feuer. Die Gebäudekonstruktion bleibt am Brandgeschehen zunächst noch unbeteiligt. Deshalb spielt es nahezu keine Rolle, aus welchem Material sie besteht.

Wohngifte

Holzschutz wird bei modernen Bauten konstruktiv, das heißt ohne chemische Mittel hergestellt. Hohe Formaldehydkonzentrationen wie in den 70er Jahren sind passé, und das Holzschutzmittel PCP ist ebenfalls seit 1983 vom Markt verschwunden.

Mit den Ergebnissen des Forschungsvorhabens befasste sich auch der aktuelle Informationsdienst Holz "Holzhäuser - Werthaltigkeit und Lebensdauer". Die Broschüre war (!) zu beziehen bei der Arbeitsgemeinschaft Holz e.V., die leider zwischenzeitlich Insolvenz anmelden mußte - siehe Meldung vom 7.10.2002.

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