Neubaueinbruch drückt Baulandpreise: erstmals Rückgang seit 1990
(16.3.2002) Erstmals seit 1990 sind die Baulandpreise in Deutschland wieder gesunken. Der Quadratmeter baureifes Land kostete im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres 141 DM (72€) und damit 8 DM (4€) weniger als im Jahr zuvor. In Westdeutschland lag der durchschnittliche Preis mit 163 DM (83€) sogar um 12 DM (6€) unter dem Vorjahreswert. In Ostdeutschland betrug der Rückgang 4 DM (2€) auf 90 DM (46€). Auf diese Entwicklung hat heute das ifs Institut für Städtebau in Berlin hingewiesen.
Trotz des Rückgangs im vergangenen ersten Halbjahr seien die Baulandpreise aber längerfristig überproportional gestiegen. Seit Beginn der 90er Jahre (1990: 124 DM (63€)) sei der Anstieg in Westdeutschland mit 31,5 Prozent stärker gewesen als der Anstieg der Baupreise mit 23,3 Prozent und derjenige der Lebenshaltungskosten mit 27,7 Prozent. In Ostdeutschland hätten sich die Preise seit 1992 sogar mehr als verdreifacht, wobei man allerdings das niedrige Ausgangsniveau von 27 DM (14€) berücksichtigen müsse.
Dr. Stefan Jokl, Leiter des Instituts: "Die Preise sind insbesondere im Hochpreissegment abgebröckelt. In vielen Regionen, insbesondere in Ballungsräumen, sind inzwischen aber Größenordnungen erreicht worden, die den Bau von Eigenheimen für Normalverdiener fast unerschwinglich machen. Die Kommunen könnten dazu beitragen, den in den vorausgegangenen Jahren aufwärts gerichteten Preistrend nachhaltig zu brechen, wenn sie mehr Bauland für die Wohnbebauung statt für Gewerbeansiedlungen ausweisen würden. Dies wäre sicherlich auch ein wirksames Mittel gegen die von vielen Kommunen beklagte Stadtflucht."
Die höchsten Quadratmeterpreise sind nach Angaben des Instituts in Bremen zu verzeichnen gewesen. Hier hätten Käufer durchschnittlich 340 DM (174€) aufwenden müssen und damit rund 40 DM (20€) mehr als im Süden und Berlin:
- Baden-Württemberg mit 296 DM (151€),
- Berlin mit 282 DM (144€) und
- Bayern mit 228 DM (117€).
In Berlin gebe es allerdings eine Sonderentwicklung: Nach einem starken Anstieg in der zweiten Hälfte der 90er Jahre seien die Grundstückspreise hier - nicht zuletzt auch, weil viele Berliner Bürger die Stadt verlassen hätten und ins Umland gezogen seien - seit dem Jahr 2000 wieder drastisch eingebrochen. Das Institut weist in diesem Zusammenhang darauf hin, daß die Fallzahlen in den Stadtstaaten naturgemäß geringer seien, so daß es von daher immer wieder zu stärkeren Schwankungen der Preise als in anderen Bundesländern komme.
Am Ende dieser Skala rangierten die ostdeutschen Bundesländer Brandenburg mit 100 DM (51€), Thüringen mit 76 DM (39€) und Sachsen-Anhalt mit 62 DM (32€).
Die Zahl der Verkaufsfälle sei seit 1999 - parallel zum stark rückläufigen Wohnungsneubau - um mehr als ein Drittel eingebrochen. In Westdeutschland sei die Zahl um fast 40 Prozent zurückgegangen, in Ostdeutschland sogar um mehr als 40 Prozent. Der Anteil Ostdeutschlands an den Veräußerungsfällen sei von 14 Prozent im Jahr 1992 auf knapp 27 Prozent im ersten Halbjahr 2001 gestiegen.
Die durchschnittlich veräußerte Grundstücksfläche sei mit 952 Quadratmetern in Ostdeutschland nicht mehr "wesentlich" größer als in Westdeutschland mit 820 Quadratmetern gewesen, nachdem sie 1992 mit 4410 Quadratmetern noch mehr als viermal so groß wie in Westdeutschland mit 970 Quadratmetern gewesen sei. Das Institut führt den gestiegenen Anteil der Veräußerungsfälle und die Angleichung der Grundstücksgrößen sowie der Verkaufspreise auf ein inzwischen gefestigten Grundstücksmarkt in Ostdeutschland zurück.
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