GdW: Der Wohnungspolitik im Wahljahr 2002 mehr Gewicht einräumen
(23.1.2002) Nachdem in der zu Ende gehenden Legislaturperiode eine Reihe von wichtigen wohnungspolitischen Reformvorhaben - aus Sicht der Wohnungswirtschaft nicht immer und in allen Teilen erfolgreich - auf den Weg gebracht worden seien (Wohngeldreform, Mietrechtsreform, Reform des Sozialen Wohnungsbaus, Programm Stadtumbau Ost und Einbeziehung der Wohnimmobilie in die staatlich geförderte private Altersvorsorge), dürfe die Wohnungs- und Städtebaupolitik nicht in Lethargie verfallen, warnte Lutz Freitag, Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen anlässlich des heutigen GdW-Jahresempfanges. Der Wohnungspolitik müsse auch in Zukunft großes Gewicht beigemessen werden. Es komme entscheidend auf die Gesamtheit der wohnungspolitischen Rahmenbedingungen an." Notwendig seien in ganz Deutschland Stadtentwicklungskonzepte, die nicht nur den lokalen Wohnungsmarkt, sondern auch Aspekte wie Infrastrukturausstattung, Städtebau, Wirtschaftsentwicklung, Bevölkerungs- und Zuwanderungsprognosen im Blick haben sollten. Auch müsse die traditionelle Wohnungspolitik Bestandteil einer "integrierten Stadtentwicklungspolitik" werden, forderte Freitag. Diese ganzheitliche Stadtentwicklungspolitik müsse soziale Aspekte mit einbeziehen. In Zukunft würden die Wohnungsbestände immer wichtiger: "Die Modernisierung und Sanierung der Bestandswohnungen gewinnt zukünftig erheblich an Bedeutung."
Schon heute gebe es auch in strukturschwachen Regionen Westdeutschlands Wohnungsleerstände. Der GdW-Chef warnte vor zu hohen Erwartungen an die künftige Zuwanderung und das Zuwanderungsgesetz: "Einwanderung wird den demografischen Schrumpfungsprozess immer nur dämpfen. Sie kann ihn nicht aufhalten oder gar umkehren."
"Wenn die Menschen eine höhere Lebenserwartung haben, die staatliche Rente sinkt und die Wohnkosten im Alter steigen, z.B. durch betreutes Wohnen oder altersbedingten Zusatzdienstleistungen, müssen wir Strategien entwickeln, die die Wohn- und Lebensqualität auch im Alter sichern. Die Vorsorge für das Wohnen erhält daher innerhalb der privaten Altersvorsorge eine noch größere Bedeutung", so Freitag.
Gestaltungsspielräume beim Wohnungsbaureformgesetz nutzen
Das Wohnraumförderungsgesetz und damit die Reform des Sozialen Wohnungsbaus trat am 01.01.2002 in Kraft. Der GdW habe wesentliche Verbesserungen, z.B. bei den Instandhaltungs- und Verwaltungskostenpauschalen, erreicht. Nun gehe es darum, die flexiblen Instrumente und die Gestaltungsspielräume, die den Ländern und Kommunen eingeräumt werden, auch in wirtschaftlich vernünftige und praktikable Lösungen umzusetzen, sagte Freitag.
Ein Beispiel dafür seien die nur leicht angehobenen Einkommensgrenzen, die als sogenannte "Basis-Einkommensgrenzen" auch im neuen Gesetz enthalten sind. Diese könnten von den Ländern - je nach Erfordernissen der regionalen Wohnungsmärkte - verändert werden. Maßstab müsse dabei, so Freitag, immer die Sicherung oder Wiederherstellung "sozial stabiler" und damit ausgewogener Bewohnerstrukturen sein. "Wenn die Länder die Möglichkeit nicht nutzen, die Einkommensgrenzen heraufzusetzen, werden wir es nicht schaffen, sozial und einkommensmäßig gemischte Quartiere zu behalten", prognostizierte Freitag. Nur mit funktionierenden Nachbarschaften seien Städte als Wohn- und Wirtschaftsstandort attraktiv.
Die Regelungen zur Ausgleichsabgabe (Fehlbelegungsabgabe) sehen weite Gestaltungsspielräume der Länder vor. Es liege in der Hand der Länder, ob diese - auf Bezieher von normalen Einkommen häufig als "Vertreibungsabgabe" wirkend - in Zukunft überhaupt noch erhoben wird. Besser sei es, dem Beispiel Hamburgs und vieler anderer Städte zu folgen und auf die Ausgleichsabgabe von vornherein zu verzichten, um sozialen Entmischungstendenzen vorzubeugen. "So vertreibt man jene Mieter, die in den Nachbarschaften als soziale Stabilisatoren wirken", betonte Freitag.
Durch die neue Möglichkeit, Altbaumodernisierungen zu fördern, können relativ kostengünstig Belegungsrechte erworben werden. Da es in vielen westdeutschen Ballungsräumen an preiswerten Wohnungen mangele und bestimmte Bevölkerungsgruppen sich weiterhin nicht mit Wohnraum am freien Markt versorgen können, sollten die Kommunen gerade diese neue Möglichkeit intensiv nutzen, forderte der GdW-Chef.
Lutz Freitag begrüßte die Erhöhung der Bundesmittel für den Sozialen Wohnungsbau von 230 Mio. Euro (450 Mio. DM) auf 300 Mio. Euro (585 Mio. DM).
Weitere wohnungspolitische Forderungen des GdW sind u.a.:
Steuerpolitik:
- Keine Grundwerbsteuer bei volks- und betriebswirtschaftlichen sinnvollen Fusionen von Wohnungsunternehmen
- Abschaffung der Verlustverrechungsbeschränkung und Veräußerungsgewinnbesteuerung für ehemals gemeinnützige Wohnungsunternehmen
- Angemessene Übergangsregelungen im Körperschaftsteuerrecht für ehemals gemeinnützige Wohnungsunternehmen einschließlich fairer Auslegungen der Organschaft
- Keine Grundsteuer bei dauerhaft leer stehenden Wohnungen in Ostdeutschland
Förderung von genossenschaftlichem Wohnen und selbstgenutztem Wohneigentum
- Mitglieder von Wohnungsbaugenossenschaften müssen generell zulagenberechtigt werden
- Anhebung der Bestandszulage auf das Niveau für Neubau. Geplante Änderungen am Eigenheimzulagengesetz dürfen Baukonjunktur und Wohneigentumsbildung nicht schädigen
Staatlich geförderte private Altersvorsorge
- Modifizierung der Rückzahlungsverpflichtung beim Entnahmemodell
- Ausweitung des Entnahmemodells auf Wohnungsgenossenschaften und die betriebliche Altersvorsorge
siehe auch:
- GdW Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen
- Bauministerium
- Meldung vom 23.1.2002: Bodewig: Wohnungspolitische Reformziele erreicht
- Meldung vom 17.1.2002: Bodewig: Großes Interesse am Wettbewerb Stadtumbau Ost
- Meldung vom 11.12.2001: Schrumpfende Städte? Kein ostdeutsches Problem! Neue Ideen für den Stadtumbau aus dem Gemeinschaftsprojekt "ort.zukunft: weniger ist mehr"
- Meldung vom 12.11.2001: Bodewig: Städtebauförderung im Osten Deutschlands auf Rekordniveau
- Meldung vom 4.11.2001: Wohngeld ab 2002 - Ratschläge und Hinweise
- Meldung vom 4.11.2001: Differenzierte Mietenstufen ab 2002 auch in Ostdeutschland: Chancen auf höheres Wohngeld in 660 Städten und 130 Kreisen Deutschlands
- Meldung vom 27.10.2001: Soziale Wohnraumförderung soll aufgestockt werden und zielgerichtet in Großstädten mit erhöhtem Wohnraumbedarf wirken
- Meldung vom 4.9.2001: Neue Mietrechtsreform am 1. September in Kraft getreten
- Meldung vom 17.8.2001: Bundesregierung beschließt 2,2-Milliarden-Programm "Stadtumbau Ost"
- Meldung vom 28.3.2001: Bodewig unterstützt Preis "Soziale Stadt 2002"
- Meldung vom 20.1.2001: Wohnungspolitik 2001/2002: Bundesminister Kurt Bodewig stellt Reformen in der Wohnungspolitik vor
- Meldung zum Altschuldenhilfegesetz vom 18.12.2000: Bodewig: "Maßnahmen der
Bundesregierung sichert die Zukunft der Menschen in den Städten"
- "öffentliche Hand" • "Hersteller-, Anbieter-, Industrie- und Verbraucher-Verbände" bei BAULINKS.de