VDI: Braucht der Bau etwa keine TGA-Ingenieure mehr?
(19.9.2001) Die Schließung von Lehrstühlen und Studiengängen der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) an Fachhochschulen und Universitäten wird vermehrt diskutiert und gilt vielen Beobachtern bereits als "beschlossene Sache".
Betroffen sind z.B. die Technische Universität Berlin und die Universität Essen. Dabei gibt die tatsächliche Situation der TGA-Branche keinerlei Anlass zu diesen Maßnahmen, stellte jetzt Dipl.-Ing. Bernd Pasterkamp, Vorsitzender der VDI-TGA, fest. In der TGA bestand und besteht auch weiterhin ein großer Bedarf an Ingenieuren, so Pasterkamp. Dieser wird aufgrund des sich ausweitenden Fachgebietes auf die Bereiche Gebäude-Management und Gebäude-Automation sowie durch die Erweiterung des Bereiches Sanitärtechnik und der damit zunehmenden fachübergreifenden Arbeit sogar noch wachsen. Und bekanntermaßen verhalten sich Bauindustrie und Ausbaugewerbe antizyklisch zu den anderen Wirtschaftszweigen.
Schon oft war die Bauindustrie ein Konjunkturmotor. Den besten Beweis lieferte der "Aufbau Ost". Nicht nur in der TGA, sondern auch in allen anderen Branchen herrscht generell Ingenieurmangel. Selbst die aktuellen Irritationen etwa in der IT-Branche können nicht ändern, dass weiter zu wenige Ingenieure und Ingenieurnachwuchs vorhanden sind. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage nach Ingenieuren unterschiedlicher Fachrichtungen ist weit offen. Der Bedarf ist größer als die Absolventenzahlen. Erst jetzt macht sich der rapide Rückgang der Studienanfängerzahlen in der ersten Hälfte der 90er Jahre bei den Absolventenzahlen bemerkbar.
Die Zahl der Studienanfänger in den Ingenieurwissenschaften hat sich zwar seit 1998 etwas erholt, aber von Entwarnung kann noch keine Rede sein. Davon wird auch die TGA nicht ausgenommen bleiben. "Der derzeitige Mangel an TGA-Ingenieuren führt zu extremen zeitlichen Verzögerungen bei der Besetzung von Ingenieurpositionen im Vertrieb, die notwendige Begleitung von Projekten im Bereich der Pumpentechnik ist dadurch nicht mehr gewährleistet," erklärt etwa Peter Stamm, Wilo-Vertriebsleiter Deutschland.
Die Gebäudetechnik, die nahezu den gesamten Anlagenbau in nichtindustriellen Gebäuden umfasst und selbst in industriellen Gebäuden wesentlicher Investitionsanteil ist, erfordert etwa 30 % der Bausummen im Neubaubereich und bei der Altbausanierung. Hieraus resultiert ein jährlicher Umsatz von rund 130 Mrd. DM. Etwa 900.000 Menschen arbeiten in Deutschland auf diesem Gebiet. Durch hoch qualifizierte Ingenieurarbeit kann noch ein enormes Energieeinsparpotenzial erzielt werden. Dazu allerdings sind Forschung und Lehre eine unverzichtbare Notwendigkeit. Das Weiterbestehen der Ingenieurausbildung an Fachhochschulen und Hochschulen gleichermaßen ist deshalb dringend erforderlich und gesellschaftlich wünschenswert.
Der VDI und besonders die VDI-Gesellschaft TGA setzen sich in jeder Hinsicht für die Unterstützung und Erhaltung der Ausbildungsstätten ein und dafür, junge Leute zum Einstieg in die TGA-Branche zu motivieren.
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