Gaspreise steigen weiter: Erhöhungen von über 80 Prozent in den letzten 18 Monaten
(9.6.2001) Die Gaspreise in Deutschland befinden sich auf einem Höhenflug. Das stellt der Bundesverband der Energie-Abnehmer e.V. (VEA), Hannover, in seinem aktuellen Erdgaspreisvergleich (Stand: April 2001) fest. "Die mittelständische Wirtschaft sieht sich mit Gaspreisen auf Rekordniveau konfrontiert", so Dr. Volker Stuke, Geschäftsführer des VEA. "Preissteigerungen von über 40 Prozent im letzten Jahr und von über 80 Prozent in den letzten 18 Monaten zeigen, dass von Wettbewerb im Gasmarkt noch keine Rede sein kann."
Hauptursache für die hohen Gaspreise ist deren Kopplung an den Ölpreis. Mit einer
Verzögerung von circa sechs Monaten bilden die Gaspreise die Entwicklung des
Erdölmarktes ab. Während sich der Grenzübergangspreis für Erdgas in den vergangenen 18
Monaten um etwa 2 Pf/kWh erhöht hat, mussten Industriekunden durchschnittlich knapp 3
Pf/kWh mehr für das Gas bezahlen. "Einige Versorger nutzen den hohen Ölpreis, um
saftige Preiserhöhungen dahinter zu verbergen", so Stuke.
Die aktuelle VEA-Studie, an der sich 42 Versorgungsunternehmen beteiligt haben, zeigt aber
auch wieder signifikante Preisunterschiede zwischen den einzelnen Anbietern. Eine
Differenz von 44 Prozent trennt den günstigsten Anbieter, die Schleswag in Rendsburg mit
4,8 Pf/kWh, und den teuersten Lieferanten, die MVV Mannheim mit 6,9 Pf/kWh. Zwar gewähren
die meisten Versorger ihren Kunden zur Abfederung des Preisniveaus derzeit einen zeitlich
befristeten Rabatt, doch sei dies nicht Ausdruck eines funktionierenden
Wettbewerbsmarktes, so Stuke.
Kaum Angebote anderer Versorger
Auch drei Jahre nach Öffnung des Gasmarktes erhalten Industriekunden nur in wenigen Ausnahmefällen Angebote von Dritten. Ursache für die aus Kundensicht niederschmetternde Situation sei die vielfach ungeklärte Durchleitung. Die in der Verbändevereinbarung festgelegte Regelung sei viel zu kompliziert und erweise sich in der Praxis als nicht hilfreich. "Die Verbändevereinbarung in der derzeitigen Form ist wettbewerbsverhindernd", so Stuke. Die Politik sei jetzt gefordert und könne nicht weiter tatenlos zuschauen. Damit Bewegung auf den Gasmarkt kommt, rät der VEA seinen Mitgliedern, die derzeitigen Bezugskonditionen zu prüfen und Nachlässe von den derzeitigen Lieferanten zu fordern. In verschiedenen Regionen ist es dem VEA gelungen, durch Nachfragebündelung den Preisanstieg für seine Mitglieder abzufedern.
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