Öko-Test: Zwischen Fenster und Decke im Bad hat sich bei uns Schimmelbefall ausgebreitet
(25.4.2001) Seit den Energiekrisen der 70er Jahre wird Wohnungsschimmel immer stärker zum Problem. Denn häufig wurden bessere Fenster eingebaut, aber die Wände nicht entsprechend isoliert. Außerdem unterließen gerade Energiesparer die nötige Lüftung der Wohnräume. Prompt bildete sich Schimmel in den kältesten oder unzugänglichsten Ecken. Die Gefahr geht von den Pilzsporen aus, die Lungenentzündungen hervorrufen können. Lungenkrebs und Gelbsucht werden durch Pilzsporen gefördert. Sind die Sporen erst einmal in Bronchien und Lunge, können sie im Körper selbst weiterwachsen. Nicht nur Haut und Schleimhäute sind betroffen, sondern sogar innere Organe. So können sie Störungen der Nieren und des Nervensystems oder gar Entzündungen der Herzinnenhäute hervorrufen.
Bedroht sind laut "Öko-Test" alle, deren Immunsystem defekt ist. Insgesamt erkranken in Deutschland jährlich schätzungsweise 48.000 Menschen an einem bedrohlichen Pilzbefall der inneren Organe, etwa 9.000 sterben daran - mehr als im Straßenverkehr ums Leben kommen. Häufiger als solche schweren Erkrankungen sind aber allergische Reaktionen.
Am Anfang jeder Sanierungsmaßnahme sollte eine gründliche Analyse der Ursachen des Schimmelbefalls stehen. Häufig ist dafür aufsteigende Feuchte, also Grundwasser, das durch das Mauerwerk bis ins Zimmer steigt, verantwortlich. Hier hilft nur, die eingebaute Sperrschicht zu erneuern, selbst wenn dafür der ganze Kellerboden aufgestemmt werden muß. Auch defekte Regenrinnen, verstopfte Fallrohre, kaputte Dachziegel oder abgeplatzter Putz können zu Feuchtigkeit in der Wand führen. Eine häufige Ursache sind Kältebrücken durch unzureichend gedämmte Betondecken oder -wände.
Die wichtigste Vorbeugungsmaßnahme ist regelmäßige Lüftung der Wohnräume, vor allem von Bad und Küche. Denn nur frische Luft kann neues Wasser aufnehmen und so die Wohnung trockenhalten. Die beste Lüftungsmethode ist, mit offener Tür und offenem Fenster einen Durchzug zu schaffen. Dabei wird in ein bis fünf Minuten die gesamte Zimmerluft ausgetauscht. Wird nur das Fenster ganz geöffnet, dauert der Luftaustausch fünf bis zehn Minuten. Das Fenster ständig gekippt zu halten, ist hingegen reine Energieverschwendung.
Von chemischer "Erster Hilfe" bei Pilzbefall sollten die Finger gelassen werden - siehe auch Sonderheft "Ratgeber: Renovieren 1/2001" der Zeitschrift "Öko-Test": Die normalen Schimmelmittel bergen hohe Risiken für den Heimwerker, weil sie voller giftiger Pestizide stecken. Laut Fachauskunft läßt sich Schimmel mit Soda- oder Seifenlauge oder mit Essigessenz abwaschen. Die Baubiologen empfehlen zudem eine Mischung aus drei Teilen Salizylsäure und 97 Teilen 70prozentigem Alkohol. Das Mittel wird auf einen Wattebausch getröpfelt, mit dem dann die Pilzstellen betupft werden. Nach dreimaliger Anwendung - im Abstand von etwa einer halben Stunde - sollen die befallenen Stellen mit Brennspiritus abgerieben werden.
Diese Methode läßt sich aber nur bei partiellem Befall anwenden. Bei stärkerer Schimmelbildung wird man möglicherweise nicht ohne eine Heißluftbehandlung oder gründliche Umbauarbeiten auskommen. Nach der Austrocknung ist es sinnvoll, die Wände mit Kalkputz zu verputzen und mit einem diffusionsfähigen Anstrich wie Kalkfarbe, Mineral- oder Pflanzenfarbe zu versehen. Denn bei Schimmelgefahr sollten keine Baustoffe mit neutralem ph-Wert wie Gips oder Dispersionsfarbe verwendet werden.
siehe auch:
- Öko-Test
- "Ratgeber: Renovieren 1/2001" - Inhaltsverzeichnis oder gleich bestellen
- "Rekonstruktion, Sanierung" bei BAULINKS.de