Die Deutschen geben immer mehr fürs Wohnen aus
(15.12.2000) Wohnqualität wird den Deutschen immer wichtiger - und sie sind bereit, dafür immer mehr auszugeben. Nach einer repräsentativen ICON-Umfrage im Auftrag von LBS Research ist für 61 Prozent der Bundesbürger die Wohnung ein "wichtiger Ausdruck meines Lebensstils". 18 Prozent der Befragten sehen in der Wohnung "den üblichen Freiheits- und Lebensraum". Nur zwei Prozent vertreten die Ansicht "Hauptsache ein Dach über dem Kopf" und bezeichnen die Wohnung als "notwendige Station zwischen Beruf und Freizeit". Die hohe Wertschätzung des eigenen Zuhauses deckt sich mit den neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zum privaten Verbrauch deutscher Haushalte. Das Ergebnis: Die Ausgaben fürs Wohnen nehmen in den Budgets der Bundesbürger einen immer größeren Platz ein.
Im Schnitt steckt ein Haushalt bereits rund ein Drittel (32,8 Prozent) seines gesamten privaten Verbrauchs in Höhe von 4.136 DM in den Bereich "Wohnen, Energie und Wohnungsinstandhaltung". Den größten Anteil bilden dabei die Ausgaben für die Miete (einschließlich "kalter" Betriebskosten wie etwa Müllabfuhr und Abwassergebühren). Durchschnittlich 1.044 DM macht ein Haushalt dafür locker - das entspricht 25,2 Prozent seiner gesamten Haushaltsausgaben. Zum Vergleich: 1993, bei der vorletzten statistischen Erhebung, entfielen auf die Mieten bzw. den geschätzten Mietwert des selbstgenutzten Wohneigentums erst 19,9 Prozent; 1973 lag der Wert bei 15,1 Prozent (vgl. Grafik). Laut LBS Research belegt dies ein unter Wissenschaftlern bekanntes Phänomen: Wachsende Einkommen gehen einher mit überproportional steigenden Ausgaben für das Wohnen. Während sich zum Beispiel die Einkommen von 1962 bis 1998 nominal in etwa verfünffacht haben, stiegen die Ausgaben fürs Wohnen im gleichen Zeitraum um das Zehnfache.
Mit reinen Preissteigerungen ist das nicht zu erklären. Vielmehr leisten sich die Haushalte vor allem größere Wohnflächen. Daneben spielen auch höhere Ausstattungsstandards eine Rolle. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stehen jedem westdeutschen Haushalt heute rund 90 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Mitte der 60er Jahre waren es erst 69 Quadratmeter. Gleichzeitig schrumpften die Haushaltsgrößen. Vor 40 Jahren beherbergte eine Wohnung noch durchschnittlich 3,1 Personen, heute sind es nur noch 2,2 Personen. Rechnerisch stehen damit derzeit jedem Bundesbürger durchschnittlich 39,3 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Anfang der 80er Jahre waren es erst 33 Quadratmeter, weitere 20 Jahre zuvor 22 Quadratmeter. Die Wohnfläche pro Kopf hat sich in 40 Jahren damit fast verdoppelt.
Der Konsum von anderen Gütern, etwa Nahrungsmittel, ist dagegen weitgehend unabhängig von der Einkommensentwicklung. Rationalisierungsfortschritte in der Landwirtschaft und der Lebensmittelherstellung haben sogar dazu geführt, dass ein Haushalt trotz über Jahrzehnte gestiegener Einkommen heute mit 13,6 Prozent seines Budgets - relativ gesehen - so wenig für Nahrungsmittel ausgibt wie nie zuvor. Bis Mitte der 80er Jahre bildeten die Ausgaben für Nahrungsmittel den größten Brocken in den deutschen Haushaltsbudgets. Danach übernahmen die Wohnungsmieten die "Spitzenposition".
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