Umweltschäden an Denkmälern mit über 184 Millionen Mark bekämpft
(14.9.2000) Über 184 Millionen Mark hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) seit Aufnahme ihrer Arbeit 1991 in den Schutz und die Bewahrung umweltgeschädigter Kulturgüter investiert. Von den 404 Projekten entfallen mit 321 knapp 80 Prozent auf die ostdeutschen Bundesländer. Sie profitieren mit 149 Millionen Mark überproportional von den Mitteln der größten Umweltstiftung Europas. Diese Zahlen nannte heute Generalsekretär Fritz Brickwedde anlässlich des "Tag des offenen Denkmals" in Osnabrück. Dabei setze die Stiftung nicht nur auf investive Maßnahmen zum Schutz umweltgeschädigter, national wertvoller Kulturgüter. Verstärkt baue sie auf die Aus- und Weiterbildung der Experten und die inhaltliche Verschmelzung von Ökologie und Denkmalpflege.
Brickwedde verwies auf die Hilfe der Stiftung beim Aufbau einer Serviceleitstelle für ökologische Innovation und Denkmalpflege im Fachwerkzentrum Quedlinburg (Sachsen-Anhalt). Mit einer Finanzspritze von 190.000 Mark sei es gelungen, das Gebäude mit Büro- und Schulungsräumen sowie einer Werkstatt fertig zu stellen und Partner für das Zentrum zu finden. Brickwedde: "Unter schwierigen Bedingungen hat das Fachwerkzentrum nun eine Basis, auf deren Grundlage weitere Schritte unternommen werden müssen." Das Kultusministerium Sachsen-Anhalts unterstütze die Gründung und suche mit anderen Landesministerien nach Möglichkeiten, die Arbeit finanziell zu sichern.
Dies sei um so wichtiger, gelte doch der Harz als "Fachwerklandschaft Deutschlands". Die Stadt Quedlinburg mit ihrem reichhaltigen Bestand gehöre zum Weltkulturerbe der UNESCO. Über Quedlinburg hinaus finde sich im gesamten Harzraum eine weitverbreitete Fachwerkbauweise, wie sie zum Beispiel in den Städten Halberstadt und Wernigerode noch zu sehen sei. Deren älteste Exemplare reichten bis in das Mittelalter zurück. Allein in den Landkreisen Quedlinburg, Wernigerode, Halberstadt und Aschersleben werde der Bestand an wertvollen Fachwerkhäusern auf 4.000 bis 5.000 geschätzt.
Für die Zukunft des Zentrums sei von Bedeutung, dass es regional und überregional Akzeptanz schaffe. Neben dem "Alltagsgeschäft Beratung im Einzelfall" solle es zukünftig auch größere Projekte durchführen, die Ökologie und Denkmalpflege vereinen. Es müssten die grundsätzlichen Fehler im konventionellen Bauen und Sanieren und zukunftsorientierte Standards aufgezeigt werden. Es müssten Methoden des modernen Fachwerk- und Holzrahmenbaus und neue Tendenzen im ökologischen Bauen und Sanieren vorgestellt werden. Dazu habe die Stiftung jetzt eine weitere Anschubfinanzierung in Höhe von 190.000 Mark bereit gestellt.
Umweltbelastungen in Verbindung mit Feuchtigkeit schädigten nämlich seit Jahrzehnten denkmalgeschützte Fachwerkgebäude. Gerade Sachsen-Anhalt, wo die Stiftung über 100 Projekte mit rund 45 Millionen Mark angeschoben habe, habe vor der Wende zu den am stärksten belasteten Regionen Deutschlands gehört. Schädigend gewesen seien die mit Braunkohlefeuerung betriebenen Heizungsanlagen und nach der Wende die enorme Steigerung des Kraftfahrzeugverkehrs in den Innenstädten. Eine positive Entwicklung zur Schadstoff- und Energieverbrauchsminderung in den Wohnhäusern könne durch gelungene Beispiele und Weiterbildung gestärkt werden. Die Denkmäler sollten unter den Gesichtspunkten des nachhaltigen Bauens und der Berücksichtigung ökologischer Aspekte saniert werden.
Neben der Beratung der einzelnen Architektur- und Ingenieurbüros oder der jeweiligen Eigentümer komme einer systematischen Weiterbildung eine wichtige Rolle zu, die Ökologie und Denkmalpflege miteinander verknüpfe. Das Deutsche Fachwerkzentrums könne potenziell als Weiterbildungsstätte über 1.000 Zimmerer- und Dachdeckerfirmen ansprechen. Hinzu kämen Betriebe der produzierenden Industrie, die in die Fragen einer ökologischen Sanierung einbezogen werden müssten.
Dem Ansatz, Ökologie und Denkmalschutz zu vernetzen, folge auch ein weiteres Modellprojekt der Stiftung in Halberstadt. Mit über 400.000 Mark fördere sie den Erhalt eines historischen Fachwerkensembles im Altstadtkern, eines der wenigen baulichen Zeugnisse bedeutender jüdischer Kultur, die die Herrschaft der Nationalsozialisten überlebt haben und in dem nun eine Begegnungsstätte für jüdische Geschichte entstehen soll. Der Umbau solle durch Anbau einer modernen, dem Umfeld angepassten Baukonstruktion geschehen. Die Stiftung stelle Mittel für den modellhaften Erhalt der historischen Fachwerkkonstruktion, insbesondere der Holzbauteile, bereit.
Mit den Möglichkeiten handwerklicher Technik solle versucht werden, möglichst viel Originalsubstanz zu erhalten und zukünftigen Schäden vorzubeugen. Besondere restauratorische Untersuchungen erforderten die Darstellungen und Ornamente an der Hauptfassade des Fachwerks. Wichtiger Bestandteil der Sanierung werde auch die Verbesserung der Wärmedämmung sein. Beim Holzschutz solle auf chemische Produkte möglichst verzichtet werden. Anstriche sollten auf Naturbasis (z.B. Leinöle) vorgenommen werden, um eine ökologische und kostengünstige spätere Wartung zu ermöglichen. In verschiedenen Veranstaltungen sollten Vorgehensweisen und Ergebnisse den handwerklichen Betrieben der Region, den Studenten der Technischen Universität Braunschweig und Experten vermittelt werden. Partner wird auch hier das Deutsche Fachwerkzentrum in Quedlinburg sein.
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